Ex-Präsident Trump: Urteil im Vergewaltigungsprozess steht bevor
Im Prozess um Vergewaltigungsvorwürfe gegen Donald Trump wartet der Ex-Präsident auf ein Urteil. Bei einer Verurteilung müsste er Entschädigung zahlen.
Nach den Plädoyers im Zivilprozess wegen Vergewaltigungsvorwürfen der Autorin E. Jean Carroll gegen Ex-Präsident Donald Trump müssen nun die zwölf Geschworenen eine Entscheidung über Trumps Urteil treffen. Ein Freispruch wäre ein Erfolg für den Republikaner, die Folgen eines Schuldspruchs hingegen wären schwer vorauszusagen. Bei den Schlussvorträgen im Gericht wiederholte die Anwältin von Carroll den Vorwurf, Trump habe diese Mitte der 1990er-Jahre in einem New Yorker Nobelkaufhaus vergewaltigt: “Er weiß, was er getan hat.” Trumps Anwalt wies das abermals zurück: Die Anschuldigungen seien “unvorstellbar” und “unglaubwürdig”. Trump sei damals bereits als Immobilienunternehmer prominent gewesen, sodass eine solche Tat nicht unbemerkt geblieben wäre.
Was wird Trump vorgeworfen?
Die US-Autorin Carroll beschuldigt Trump, sie 1996 in einer Umkleidekabine des Luxuskaufhauses Bergdorf Goodman in Manhattan vergewaltigt zu haben. Der New Yorker Immobilienunternehmer bat die bekannte Kolumnistin für das Magazin “Elle” nach deren Schilderung scherzhaft, ihn beim Kauf von Unterwäsche als Geschenk für eine Freundin zu beraten. Er soll sie dann in der Umkleidekabine sexuell attackiert und vergewaltigt haben.
Ihre Vorwürfe machte die heute 79-Jährige erstmals 2019 öffentlich, als Trump Präsident war. Dieser wies die Anschuldigungen als Lüge zurück und erklärte, Carroll sei nicht sein “Typ”. Die Autorin verklagte Trump in der Folge wegen Verleumdung und später in einer zweiten Klage wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung sowie erneut wegen Verleumdung.
Wie verlief der Prozess?
Der Zivilprozess vor einem Bundesgericht in Manhattan begann vor zwei Wochen mit der Auswahl von neun Geschworenen. Carroll sagte unter Eid als Zeugin aus und bekräftigte ihre Vorwürfe gegen Trump – auch in einem Kreuzverhör durch dessen Anwalt Joe Tacopina. Außerdem sagten zwei Freundinnen Carrolls aus, die Autorin habe ihnen kurz nach der mutmaßlichen Vergewaltigung berichtet, dass Trump sie angegriffen habe.
Trump selbst blieb dem Prozess fern, zu einer Teilnahme war er nicht verpflichtet. Seine Anwälte luden auch keine Entlastungszeugen vor. Bei dem Verfahren wurden aber Videos von einer Befragung Trumps durch Carrolls Anwältin Roberta Kaplan im vergangenen Oktober vorgespielt. Dabei bestritt der Ex-Präsident die Vergewaltigungsvorwürfe erneut entschieden: “Sie ist eine Lügnerin und sie ist wirklich eine kranke Person. Ich denke, sie ist krank, psychisch krank.”
Was droht Trump?
Weil es sich um einen Zivilprozess und nicht um einen Strafprozess handelt, droht Trump im Falle eines Schuldspruchs keine Gefängnisstrafe. Carroll hat den Ex-Präsidenten vielmehr auf Schmerzensgeld in nicht genannter Höhe verklagt. Sollten die Geschworenen – sechs Männer und drei Frauen – Trump der Vergewaltigung und der Verleumdung schuldig sprechen, müssten sie auch ein Schmerzensgeld festlegen.
Carroll fordert konkret eine Entschädigung von Trump wegen Körperverletzung sowie Verleumdung. Sie hatte ausgesagt, dass sie nach dem Vorfall nicht mehr fähig gewesen sei, romantische Beziehungen zu führen.
Welche politischen Folgen könnte ein Urteil haben?
Ein Freispruch für Trump wäre ein großer Erfolg für den Rechtspopulisten, der bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten will. Der 76-Jährige ist in der Vergangenheit von einer Reihe von Frauen des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigt worden und hat solche Vorwürfe stets bestritten. Einen Freispruch im Fall Carroll könnte er nutzen, um sich grundsätzlich als unschuldig darzustellen.
Unklar ist, wie sehr ein Schuldspruch Trump schaden würde. Der Republikaner stand in den vergangenen Jahren im Zentrum zahlreicher Skandale und Affären und ist derzeit Gegenstand gleich mehrerer Justizermittlungen. Seinen Zustimmungswerten hat dies aber nie wirklich geschadet, Trumps Anhänger haben ihm vieles durchgehen lassen.
Quelle: Deutsche Welle